Folsäure bei Kinderwunsch und Schwangerschaft
Folsäure bei einem Kinderwunsch und Schwangerschaft ist entscheidend für die präventive Versorgung gegen Neuralrohrdefekte. Eine ausreichende Zufuhr ist essenziell, da viele Frauen in Deutschland nicht genug durch die Ernährung aufnehmen. Folsäure sollte bereits bei der Planung supplementiert werden, um das Risiko von Fehlbildungen zu reduzieren, obwohl auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Geeignete Quellen sind grünes Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte.
Welche Rolle spielt Folsäure bei einem Kinderwunsch und der Schwangerschaft?
Bereits bei der Kinderplanung ist es sinnvoll, mit Mikronährstoffen optimal versorgt zu sein, um Defizite in der Schwangerschaft zu vermeiden, die den Bedarf vieler Mikronährstoffe ohnehin erhöht. Dies gilt unbedingt für das B-Vitamin Folat, mit dem die deutsche Bevölkerung im Schnitt nur unzureichend versorgt ist. Die täglich empfohlene Zufuhr von 300 µg Folat-Äquivalenten* [1] wird laut der Nationalen Verzehrsstudie (NVS) II von 86 % der Frauen nicht erreicht [2].
Das Vitamin ist an einer Reihe von Stoffwechselprozessen beteiligt, insbesondere am Wachstum und an der Zellteilung. Bei einer Unterversorgung werden diese Prozesse hingegen gestört. Besonders kritisch ist ein Folat-Mangel in der Schwangerschaft, da dieser das Risiko für Neuralrohrdefekte des Kindes erhöht. Das sind angeborene Fehlbildungen des Gehirns und/ oder Rückenmarks, die entstehen, wenn sich Neuralrohr in der embryonalen Entwicklung nicht ordnungsgemäß schließt. Die Art und Schwere der Fehlbildung ist sehr variabel, am häufigsten kommt sie jedoch als offener Rücken (Spina bifida) vor [3].
Da sich das Neuralrohr bereits innerhalb der ersten vier Schwangerschaftswochen schließt, wenn sich viele ihrer Schwangerschaft noch gar nicht bewusst sind, sollte bereits bei der Kinderplanung Folsäure supplementiert werden, um eine gute Versorgung sicherzustellen. Durch die Einnahme von Folsäure-Präparaten lässt sich die Häufigkeit von Neuralrohrdefekten entscheidend verringern. Komplett vermieden wird die Fehlbildung damit zwar nicht, da der Neuralrohrschluss auch von anderen Faktoren abhängt – aber die Folsäure-Supplementation trägt entscheidend zur Risikominderung bei [3].
Im Volksmund ist der Begriff „Folsäure“ geläufiger. Fachsprachlich ist mit Folsäure jedoch lediglich die synthetische Form des Vitamins gemeint, die in Nahrungsergänzungsmitteln oder angereicherten Lebensmitteln vorkommt. „Folat“ ist hingegen die natürlich in Lebensmitteln vorkommende Form des Vitamins. Da Folate und Folsäure unterschiedlich vom Körper aufgenommen und verstoffwechselt werden, wird die Empfehlung der DGE in Folat-Äquivalenten angegeben, wodurch die verschiedene Bioverfügbarkeit berücksichtigt wird. Dabei gilt: 1 μg Folat-Äquivalent = 1 μg Nahrungsfolat = 0,5 μg synthetische Folsäure [3].
Da nicht alle Schwangerschaften geplant eintreten und die Versorgungslage der Frauen in Deutschland allgemein unzureichend ist, sollten alle Frauen supplementieren, die grundsätzlich schwanger werden können und nicht nur jene mit akutem Kinderwunsch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt dafür täglich Präparate mit 400 µg Folsäure zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung. Als gute Folat-Quellen in der Nahrung eignen sich etwa grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Eier [3].
Mit der Einnahme des Supplements sollte spätestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft begonnen werden. Der Großteil der deutschen Frauen startet mit der Supplementation allerdings erst, nachdem eine Schwangerschaft medizinisch abgeklärt wurde, und nicht schon präventiv. In diesem Fall werden höher dosierte Präparate mit 800 µg empfohlen. So kann auch innerhalb kürzerer Zeitspannen noch ein ausreichender Folat-Spiegel im Körper erreicht werden. Die prophylaktische Nahrungsergänzung wäre dennoch der sichere und stressfreiere Weg, der Frauen mit Kinderwunsch zu empfohlen ist [4].
[1] DGE (2024) Referenzwerte. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/. Zugegriffen: 26. März 2024
[2] Max Rubner Institut (2008) Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnis Teil 2
[3] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2018) Folat. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Folat. https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/folat/#c3120. Zugegriffen: 27. März 2024
[4] Koletzko B, Cremer M, Flothkötter M, Graf C, Hauner H, Hellmers C, Kersting M, Krawinkel M, Przyrembel H, Röbl-Mathieu M, Schiffner U, Vetter K, Weißenborn A, Wöckel A (2018) Diet and Lifestyle Before and During Pregnancy – Practical Recommendations of the Germany-wide Healthy Start – Young Family Network. Geburtshilfe und Frauenheilkunde 78(12):1262–1282. doi:10.1055/a-0713-1058